Buchempfehlungen für Dezember

Gott der Barbaren von Stephan Thome:

Gott der Barbaren ist ein semi-fiktionaler Roman und erzählt von einer bedeutenden historischen Phase Chinas: der kolonialen Besetzung durch die Briten mit der gewaltsamen Öffnung des chinesischen Handelsmarktes in der Mitte des 19. Jahrhunderts. In ihm treten mehrere erzählende Figuren auf, die allesamt historisch belegt sind. Zwischen diesen Kapiteln werden immer wieder halb dokumentarische und halb fiktive Interviews, Zeitungsartikel, Tagebucheinträge und offizielle Briefe eingeschoben, die dem Leser einen vielfältigen Einblick in die Zeit der beiden Opiumkriege ermöglichen.

Im Zentrum der Handlung steht der sogenannte Taiping-Aufstand von 1854-1860, der zeitgleich zum zweiten Opiumkrieg stattfand. Dieser Aufstand stellt wohl den opferreichsten Bürgerkrieg der Menschheitsgeschichte dar und wurde von dem leibhaftigen Bruder Jesus Christus angeführt, einem von Visionen über Gott geplagten jungen Chinesen. Teilweise als Folge der christlichen Missionierungsversuche durch die Europäer sind aufgrund dieses Aufstandes etwa 30 Mio. Todesopfer zu verzeichnen.

Gott der Barbaren befand sich auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2018 und stellt einen großen, historischen China-Roman dar. Der Autor, Stephan Thome, ist fachkundiger Sinologe und lebte lange Zeit in Taipeh. Er führt dem Leser in diesem Roman nicht nur die Widersprüche der Kolonialisierung vor Augen, sondern stellt auch einen Zusammenhang zwischen der Weltgeschichte her, der für die Gegenwart und Zukunft relevant ist.

Erwachsenensprache. Über ihr Verschwinden aus Politik und Kultur von Robert Pfaller:

Ein Flug nach Amerika hat Robert Pfaller dazu gebracht, dieses Buch zu schreiben. Auf diesem Flug wollte er sich einen Spielfilm aus der Videothek des Flugzeugs anschauen, der 2012 bei Cannes die goldene Palme erhielt. Der Film enthält nichts pornographisches oder sexuelles, jedoch erscheint am Anfang des Films eine Mitteilung auf Englisch, die vor „adult language“, also Erwachsenensprache, warnt. Mit diesem Ereignis als Ausgangspunkt, setzt sich Robert Pfaller mit der Idee der political correctness auseinander.

Erwachsenensprache ist eine gut argumentierte Vernunftsaufforderung. Man dürfe nicht vergessen, dass Erwachsene eben erwachsen sind und Schwierigkeiten entgegentreten können; dass sie emotionell dafür bereit sein sollten, auch Widerspruch hören zu können, ohne dem Widersprechenden Bosheit oder Dummheit zu unterstellen. Man sollte öffentlich über gesellschaftliche Probleme reden können, ohne dafür schikaniert zu werden. Dies und viel mehr zur heutigen Gesellschaft und Politik erörtert Robert Pfaller in seinem Buch. Eine lehrreiche Lektüre für Erwachsene.

Sechs Koffer von Maxim Biller:

Maxim Biller erzählt in seinem neusten Roman Sechs Koffer eine Familiengeschichte und gehörte damit zu den Nominierten des Deutschen Buchpreises 2018. Dabei schildert er hier nicht irgendeine Familiengeschichte, sondern seine eigene. Das Buch handelt vom Verrat am Großvater, der 1960 in Moskau hingerichtet wurde und von der Flucht der Söhne aus dem kommunistischen Prag nach Hamburg, Zürich, Montreal und London. Der Erzähler versucht in jedem Kapitel herauszufinden, wer den Verrat beging und warum. Doch dabei offenbart sich viel Ballast, denn jedes Familienmitglied, das in insgesamt sechs Kapitel vordergründig behandelt wird, trägt einen sprichwörtlichen Koffer voller Geheimnisse mit sich herum.

In diesem Roman weiß der Leser nie richtig einzuschätzen, wer sich hier wen und was ausgedacht hat. Sechs Koffer strotzt vor halben Wahrheiten und ganzen Lügen. Der Autor weiß sich prägnant und deutlich auszudrücken und dennoch fällt es dem Leser manchmal schwer, dem Erzählfluss zu folgen. Doch es lohnt sich, dieses Buch zu lesen und in diese Familienkonstruktionen von Verrat und Vertrauen, Opfern und Tätern einzudringen.

Die kleine Hummel Bommel feiert Weihnachten von Britta Sabbag, Maite Kelly und Joëlle Tourlonias:

Die kleine Hummel Bommel ist voller Vorfreude, denn endlich ist der lang ersehnte Weihnachtstag gekommen! Doch plötzlich geht alles schief… Können am Ende wohl trotzdem alle zusammen ein schönes Weihnachtsfest feiern?

Die kleine Hummel Bommel feiert Weihnachten ist ein Weihnachtsbuch zu den Geschichten der kleinen Hummel Bommel vom Autoren-Team Britta Sabbag, Maite Kelly und der Illustratorin Joëlle Tourlonias. Dieses wunderschön erzählte und illustrierte Bilderbuch eignet sich perfekt für ein gemeinsames Vorlesen mit den Kleinen zur Weihnachtszeit.

Dabei überbringt es eine zeitlose und wichtige Botschaft: An Weihnachten sind Geschenke, Baum und Essen nicht das wichtigste, sondern das Beisamensein mit Familie und Freunden.

Alle hier vorgestellten Bücher können in unserer Bibliothek ausgeliehen werden. Von Montag bis Donnerstag von 12.00 – 18.00 Uhr und am Mittwoch sogar bis 19.00 Uhr sind Sie herzlich dazu eingeladen.

Für die vollständigen Buchtipps können Sie jeden Mittwoch zwischen 13.00 – 14.00 Uhr (auf 630 Khz MW) und zwischen 19.00 – 20.00 Uhr (auf 105,9 Mhz UKW) oder auf dem Livestream die deutsche Sendung des Radio Temeswar hören. Die Sendungen sind jederzeit online abrufbar.